Nachlese „Permanente Zukunftswerkstatt und lernende Organisationen“

„Fühlen sich alle eingeladen, sich mir ihrem Thema bzw. Wunsch für eine sinnstiftende und konstruktive Zukunft einzubringen und wissen auch wie?“ – dies sei eine zentrale Frage für gelingende Beteiligungsprozesse, betonte Lars Meyer in seinem Input im aktuellen Webinar des Netzwerk Zukunftswerkstätten, das am 27. Juni 2023 stattfand. Am Beispiel von Projekten aus Krefeld schilderte er, wie ein „lernender Stadtteil“ entstehen und sich weiterentwickeln könne. Mitsprache müsse erlebbar gemacht, individuelle Selbstwirksamkeit gefördert werden, dabei sei es auch wichtig, den Personen Verantwortung für ihre Ideen und Vorhaben zu übertragen.

Neben Gruppen, die einzelne Projekte umsetzen, brauche es aber auch eine Koordinations- und Evaluierungsstruktur sowie ein Steuerungsteam/einheit, die selbst handelt nach dem Motto „Führen vor der leeren Leinwand“. Eine Art inklusiv-partizipative Vollversammlung (z.B. in Form einer Zukunftswerkstatt) trifft strategische Entscheidungen – im Sinne von „heterarchischen Strukturen“ (viable system model). Wichtig sei, so Lars weiter, die permanente Vergewisserung über die Ziele, um nicht in bloßen Aktivismus zu verfallen. In diesem Sinne wird das ganze lernende System zur „permanenten Zukunftswerkstatt“ und das auf allen Ebenen.

In der dem Input folgenden Diskussion unter den 12 Teilnehmenden wurden die Unterschiede zwischen Zukunftswerkstätten als Startworkshops und permanenten Beteiligungsprozessen, die Rolle der Moderierenden darin, die Notwendigkeit von Unterstützungsstrukturen sowie die Chancen und Hürden von Selbstorganisation angesprochen. (siehe auch www.werkstatt-meyer.de) Auch bei eintägigen Zukunftswerkstätten sei es wichtig, auf die Nachhaltigkeit von Ergebnissen in zu achten, dabei könne auch Scheitern als Lernprozess gesehen werden. Zudem wurde das Dilemma des auf Konkurrenz und Naturausbeutung basierenden Wirtschaftssystems des Kapitalismus aufgeworfen, was Beteiligungsprozesse erschweren oder ad absurdum führen könnte.

Die Webinare dienen dem selbstorganisierten Erfahrungsaustausch sowie der Reflexion über die Weiterentwicklung von Zukunftswerkstätten. Teilnehmende aus dem Netzwerk bieten Themen honorarfrei an, somit ist auch die Teilnahme an den Webinaren kostenfrei. Beim nächsten Netzwerktreffen am 21. Oktober 2023 in der Robert-Jungk-Bibliothek werden Themen für 2024 festgelegt. Ihr seid herzlich zur Teilnahme eingeladen.


Eine Antwort zu „Nachlese „Permanente Zukunftswerkstatt und lernende Organisationen“”.

  1. […] In Nordrhein-Westfalen gibt es im Rahmen der Politischen Bildung seit vielen Jahren Partizipationserfahrungen. Lars Meyer berichtete aus seiner Arbeit in permanenten Zukunftswerkstätten in Krefeld unter dem Dach des zivilgesellschaftlichen Akteurs Emmaus Krefeld in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung NRW (LINK2).  In der Demokratiewerkstatt Krefeld (LINK 1) werden z.B. einmal im Jahr alle Akteur:innen zu einem „WerkstattTag“ eingeladen, um gemeinsam Anliegen, Probleme und Zukunftslösungen zu besprechen. (LINK 3) Da an solchen Tagen bis zu 400 Personen zusammengekommen, brauche es hierfür unterschiedliche Methoden wie Plakatwände, Fishbowls, dialogische Spaziergänge und kleine Zukunftswerkstätten u.a.m. Eingeladen sind Bürger:innen, Vertreter:innen aus der Politik, Verwaltung und von Vereinen. Wichtig sei, so Meyer, dass es keine Bühne gebe, sondern nur Versammlungsorte auf gleicher Augenhöhe. Die Ergebnisse dieser Versammlungen werden publiziert und mit den Zuständigen weiterbearbeitet. Das Ziel sei, „Sozialräume mit demokratischen Gelingensbedingungen zu schaffen“ (LINK 4) [siehe auch unser Webinar zum Thema].   […]

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